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Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten

11.05.17, 09:27
  • Basis-Infos
Newsdesk/Je
Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen (c) pixabay.com

Das Gesundheitssystem in Deutschland ist schwer zu durchschauen. Wer neu nach Deutschland gekommen ist, wie die Flüchtlinge in den vergangenen Jahren, hat damit noch größere Probleme.

Aber auch ehrenamtliche und hauptamtliche Unterstützer könen die Fragen zur medizinischne Versorgung von geflüchteten Menschen oft nicht beantworten. Oder wissen Sie, dass ein Rezept nur zwei Wochen nach Ausstellung gültig ist? Oder: Wie lange können die Dienste einer Hebamme nach einer Entbindung genutzt werden, bzw. wie lange wird das von der Krankenkasse finanziert?
 

Recht auf medizinische Behandlung

In Deutschland basiert die medizinische Versorgung auf einer Krankenversicherung. Asylsuchende in  Deutschland sind zunächst nicht krankenversichert, daher wird ihre gesundheitliche Versorgung von staatlichen Stellen, wie beispielsweise vom Sozialamt, gewährleistet.

Flühtlinge haben Anspruch auf eine medizinische Behandlung. Das bedeutet, wer unter Schmerzen leidet oder akut erkrankt ist, wird behandelt. Zur gesundheitlichen Versorgung gehören die Behandlung bei einem Arzt, einem Zahnarzt sowie die erforderlichen Schutzimpfungen und medizinisch gebotenen Vorsorge-Untersuchungen bei Kindern und Erwachsenen.

Asylsuchende werden von einem Arzt untersucht und behandelt, wenn

  • sie akut erkrankt sind,
  • sie unter Schmerzen leiden,
  • sie schwanger sind.

Kinder, werdende Mütter, Opfer von Folter und Gewalt sowie Menschen mit Behinderung gelten als besonders schutzbedürftig. Bei der medizinischen Versorgung werden ihre Bedürfnisse besonders berücksichtigt.

(aus dem Handbuch "Gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten")

 

Seelische Verletzungen

Auch die Seele kann genauso wie der Körper durch Krankheit verletzt werden. Nach einer Zeit von Unterdrückung – z.B. einem Krieg und einer vielleicht ungewissen Zukunft – ist die Seele sehr vieler Menschen verletzt.

Schlimme Erlebnisse werden aber nicht von allen Betroffenen gleich wahrgenommen: Jeder reagiert anders und sucht nach eigenen Wegen, um seine individuellen Erfahrungen zu verarbeiten. Zudem kann der Umgang mit außergewöhnlichen Belastungen und Krisen auch kulturspezifisch variieren.

Zeichen einer seelischen Verletzung können unter anderem sein:

  • Schlafstörungen und Alpträume,
  • Zwanghafte Grübeleien,
  • Ängste,
  • Schreckhaftigkeit,
  • Weinen und Zittern,
  • Verlust von Erinnerung.

Das Therapiezentrum für Folteropfer bietet eine Anlaufstelle für Betroffene. Als erste Hilfestellung hat das Therapiezentrum hat  einen Ratgeber in mehreren Sprachen entwickelt.

WeCare: Kostenlose psychosoziale Beratung

Das psychosoziale Beratungsprogramm WeCare ist ein Unterstützungsangebot des gemeinnützigen Vereins Medical Volunteers International e.V. Es richtet sich an geflüchtete Menschen in Deutschland.

Ihnen soll ein kostenloser, niedrigschwelliger Zugang zu psychosozialer Beratung ermöglicht werden, unabhängig davon, welche Sprache man spricht oder wo in Deutschland man wohnt. Aus diesem Grund findet WeCare digital und in Anwesenheit einer Übersetzerin oder eines Übersetzers statt. Geleitet werden die Beratungen von einem Team traumasensibler Fachberater*innen. Aktuell ist WeCare auf Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Farsi, Dari, Kurmanji, Russisch und Ukrainisch verfügbar. Die Kontaktaufnahme erfolgt via WhatsApp, bevor ein Beratungstermin oder eine etwaige Weitervermittlung vereinbart wird. 

Downloads und Links zur gesundheitlichen Versorgung

Gesundheitliche Versorgung

Erklärvideos für Geflüchtete

Warum kann Cannabis für mich gefährlich werden? Warum können Medikamente auch schaden? Warum kann Alkohol für mich gefährlich werden? Erklärvideos in 5 Sprachversionen (auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Dari, Tigrinya) jeweils 90-120 Sekunden zum Ansehen und Download befinden sich auf der Website der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen

Hilfe bei seelischen Problemen

  • Therapiezentrum für Folteropfer (Link)
  • SeeleFon: Telefon- und E-Mail-Beratung bei seelischen und psychischen Problemen (Link)
  • Broschüre zu Trauma bei Kindern und Jugendlichen: Mit einer Infobroschüre (Stand: Februar 2021) möchte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vor allem Lehr- und Erziehungskräften helfen, traumatisierte Kinder und Jugendliche besser zu verstehen und zu unterstützen. Auch für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit ist die Broschüre eine hilfreiche Anregung. Sie erklärt, wie ein Trauma entsteht, wie sich Traumafolgen bei Minderjährigen äußern und wie Unterstützerinnen damit umgehen können.
  • Animationsfilm zur Bewältigung von Flucht und Trauma: Die Abteilung für psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen hat im Juli 2021 ein Informationsvideo zu Flucht und Trauma herausgebracht. Bislang gibt es Übersetzungen in Englisch und Arabisch. Ziel des Films ist es, Flüchtlinge über mögliche psychische Folgen von traumatischen Erlebnissen zu informieren und Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Hilfe beim weiblicher Genitalverstümmelung / Beschneidung (FGM/C)