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Wuppertal: Als Sportübungsleiter eine echte Chance für Neuzugewanderte

03.11.20, 13:47
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Newsdesk/Je
Seit 2016 nehemn viele Zugewanderte am Projekt Übungsleiter-C-Ausbildung (in Kooperation mit dem Stadtsportbund Wuppertal) teil. Auch unter den schwierigen Corona-Bedingungen 2020 konnten 18 Teilnehmer die Ausbildung erfolgreich abschließen. (c) Aktion Neue Nachbarn WSG

2016 fiel der Startschuss. Die Aktion Neue Nachbarn, ein Projekt der Katholischen Kirche und des Caritasverbandes in Wuppertal, gemeinsam mit dem Stadtsportbund Wuppertal bietet für Neuzugewanderte an, an einer Sportübungsleiter-Ausbildung teilzunehmen. Am Ende dieser Ausbildung winkt die Übungsleiter C-Lizenz. Mit dieser sind die Absolventen berechtigt, in Sportvereinen oder für Institutionen Gruppenangebote im Breitensport zu leiten.

Das Projekt wurde und ist ein wahrer Erfolg! In bisher vier Ausbildungsjahrgängen konnten insgesamt 71 Personen die Ausbildung beenden. Viele haben die Chance ergriffen, das Gelernte in eigenen Sportkursen umzusetzen. Ob als Zumbatrainerin für Anadolu e.V., als Fußballtrainer einer Kindermannschaft des TSV Union Wuppertal oder als Trainer einer Ballspiele- oder Bewegungs-AG an verschiedenen Wuppertaler Grundschulen.

Die Zahlen und Fakten sprechen für das Projekt, in dem die Kooperation von Wuppertaler Institutionen zeigt, wie wertvoll es ist, Expert/-innen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuholen. So bringen die Integrationsbeauftragten der Aktion neue Nachbarn ihr Fachwissen zu Migrationsthemen mit ein, die Kolleg/-innen vom Stadtsportbund das Know How für sportliche Weiterbildung. Frau Azza El-Afany als Referentin „Integration durch Sport“ beim Stadtsportbund Wuppertal bietet seit Beginn des Projekts tatkräftige und verlässliche Unterstützung der Teilnehmer/-innen während des Lehrgangs und darüber hinaus.

Im Gespräch mit zwei Übungsleiter/-innen zeigt sich aber auch: genauso wichtig ist der persönliche Erfolg eines jeden Einzelnen. Die Teilnahme am Projekt bedeutet für sie eine große Chance: sich weiterzuentwickeln, Kontakte zu knüpfen und erste Schritte in mehr Selbstständigkeit und Zugehörigkeit in unser aller Gesellschaft zu gehen.

Golzaar, Übungsleiterin seit 2019, berichtet:

„Ich habe durch den SKF Wuppertal von dem Angebot erfahren. Ich habe gesehen, dass es eine große Chance ist. Die Ausbildung hat viel Spaß gemacht. Sie war ein wichtiger Schritt für mich und hat mir Motivation gegeben, neue Dinge zu lernen. Unsere Ausbilder und die Mitarbeiter vom Stadtsportbund haben sich immer Zeit genommen und gesagt: „kommt zu uns, wenn ihr etwas nicht verstanden habt“. Wir konnten immer Fragen stellen. Und es wurde auf Disziplin geachtet – wir haben eine Warnung bekommen, wenn wir nicht zu einem Ausbildungstag gekommen sind. (Sie lacht).

Nach der Ausbildung habe ich im Kinder- und Jugendzentrum Röttgen Sportangebote im Jugendtreff gemacht – und sonntags eine Frauensportgruppe geleitet. Dann konnte ich als Vertretungslehrerin für Sport an einer Wuppertaler Gesamtschule arbeiten. Mittlerweile habe ich dort eine Vollzeitstelle. Ich arbeite in der Inklusionsklasse; also mit Kindern, die selber neu in Wuppertal sind. Die Arbeit macht viel Freude! Ich merke, dass die Kinder viel Bewegung brauchen; das hilft ihnen, denn viele von ihnen sind belastet.

Für die neue Ausbildung im Jahr 2021 mache ich Werbung bei anderen Frauen. Ich gebe es per Whats App weiter und schreibe „nutzt diese Chance“!“

 

Hani, Übungsleiter seit 2018, berichtet:

„Im Iran habe ich 15 Jahre als Fußballtrainer gearbeitet. Hier in der Ausbildung zum Übungsleiter für Breitensport habe ich ganz neue, andere Sportarten kennen gelernt und gemerkt, wieviel Spaß diese machen. Beim Fußball bin ich aber geblieben. Mittlerweile bin ich Fußballtrainer in Cronenberg und trainiere eine U 15 Mannschaft. Das mache ich ehrenamtlich – dafür unterstützt mich der Verein, für den ich tätig bin, weitere Lizenzen zu erwerben. Als nächstes möchte ich an der B-Lizenz-Ausbiludng teilnehmen. Das ist toll – durch die Ausbildung habe ich Motivation bekommen, mich weiterzuentwickeln und noch mehr zu lernen.
Bei der ersten Ausbildung hatte ich Glück – mein Deutsch war noch nicht sehr gut, aber ich habe den Platz trotzdem bekommen. Meine Deutschkenntnisse haben sich dort sehr verbessert. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Ländern. Ich habe viele Kontakte geknüpft und sportlich interessierte Gleichgesinnte gefunden. Das hat mir Selbstbewusstsein gegeben. Damals habe ich das erste Mal gedacht, dass ich in Deutschland wirklich leben kann. Ich dachte: „Diese Stadt hat einen Plan für Flüchtlinge.“

An einer Wuppertaler Grundschule leite ich eine Fußball-AG. Wir üben zusammen für den Sparkassen-Cup. Das Wichtigste ist, dass die Kinder Spaß haben. Wenn ich zur Schule komme, sehe ich, wie sie sich auf mich und auf die AG freuen. Das ist wirklich toll!“

 

Im Jahr 2021 wird das Projekt fortgesetzt – wir gehen in die 5. Runde! Der Stadtsportbund Wuppertal und die Aktion Neue Nachbarn freuen sich sehr darauf, weiterhin Teil dieser Entwicklung zu sein.

Mehr Informationen unter www.aktion-neue-nachbarn-wsg.de