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Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Samson, eine eritreische Geschichte von Folter und Flucht. Köln

31.03.16, 08:12
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Thomas Schnorr
Eine syrische Familie findet wieder zusammen. Bonn-Nord

Samsom, 23, floh aus Eritrea. Der Student der Wirtschaftswissenschaften wurde 2010 der Landesflucht bezichtigt. Nach wiederholten Gefängnisaufenthalten und Fluchtversuchen gelang es ihm, sich zu einem Schlepperschiff durchzuschlagen. Über das Mittelmeer erreichte Samsom Italien und im Mai 2014 Deutschland. Das Therapiezentrum für Folteropfer/Flüchtlingsberatung des Caritasverbandes für die Stadt Köln hilft dem jungen Mann, mit seinen bleibenden gesundheitlichen Schäden zu leben. Samson hat Asyl beantragt und wartet auf einen Anhörungstermin.

Von Ulrike Weinert

Samsom, 23, aus Eritrea bedeckt seine Augen. Als müsse er schreckliche Bilder ausblenden. Eben war er noch ein fröhlicher junger Mann. Mit glänzenden Augen erzählte er von dem Fahrrad, das ihm Christian, sein deutscher Begleiter, geliehen hat. Doch die Frage nach seiner Flucht vertreibt den Glanz, Falten zerfurchen das junge Gesicht.

Ein Bild im Therapiezentrum für Folteropfer/Flüchtlingsberatung des Caritasverbandes für die Stadt Köln verstört Samsom. „Es erinnert mich an das viele Blut, das ich gesehen habe“, vertraut der höfliche junge Mann nach langem Zögern einer Mitarbeiterin an. Das Gemälde ist farbenfroh. Aber bei Samsom lösen die roten Tupfer Angst aus. Angst vor den Träumen, die ihn nachts heimsuchen und ihm den Schlaf rauben.

Wenn der Eritreer Vertrauen gefasst hat, zeigt er seine Folterspuren. Geschmolzenes Plastik drückten ihm seine Peiniger in die Haut. Auch von unzähligen Schlägen bleiben Narben. Schwerer wiegt: Schäden an der Lunge werden ihn wahrscheinlich dauerhaft beeinträchtigen.

„Wir hatten alles, was wir brauchen“, schildert Samsom seine Kindheit in der Stadt Dekemhare. Der Vater war Soldat, die Mutter führte ein kleines Geschäft. Das älteste von drei Kindern der Familie strebte höhere Bildung an, schaffte es aufs College. „Aber je mehr ich wusste, umso kritischer wurde ich, und man darf in Eritrea keine Fragen stellen“, erzählt er. Als er 2010 der beabsichtigten Landesflucht bezichtigt wird, beginnt eine Odyssee durch Gefängnisse und über Fluchtwege.

Über Sudan, Libyen und Mittelmeer nach Deutschland

Im Sudan landet er schließlich in einem Straflager. Bei einer Massenflucht fallen Schüsse, es gibt Tote. „Ich entkam unverletzt“, berichtet Samsom. Wieder bedeckt er die Augen, als lösche das die grauenhaften Bilder aus. „Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf platzt“, beschreibt er solche Angstattacken. Sie überfallen ihn auch tagsüber, plötzlich, bei Gedrängel auf der Straße und lauten Stimmen.

In Libyen ergattert der Eritreer einen Platz auf einem Flüchtlingsschiff. „Das Boot war voll, wir mussten ständig Wasser herausschöpfen, aber wir sind in Italien gelandet, bevor es sank“, schildert er das Elend. Gefährlich abgemagert erreicht Samsom Deutschland. Seit einem halben Jahr findet Samson im Therapiezentrum für Folteropfer/Flüchtlingsberatung des Caritasverbandes für die Stadt Köln Hilfe. Die Mitarbeiter ermöglichen dem lernbegierigen jungen Mann, Deutsch zu lernen. Samson wartet auf Anhörung im Asylverfahren und einen Therapieplatz.

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