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Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Pilotprojekt in Bonn: Flüchtlinge in Schulalltag integrieren

06.10.16, 08:12
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Thomas Schnorr
Pilotprojekt in Bonn: Flüchtlinge in Schulalltag integrieren

Erzbischöfliche Liebfrauenschule Bonn startet internationale Vorbereitungsklasse

16 Flüchtlingsmädchen aus verschiedenen Herkunftsländern und mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit besuchen seit November den Unterricht der erzbischöflichen Liebfrauenschule Bonn. Inzwischen sind sie in den Schulalltag gut integriert.

Seit dem 1. Februar 2016 gibt es nun eine eigene Vorbereitungsklasse für Geflohene mit 16 Mädchen und junge Frauen. Innerhalb von maximal 2 Jahren können sich die Flüchtlingsmädchen hier auf einen Bildungsgang an einer weiterführenden Schule vorbereiten. Ein Drittel der wöchentlichen Unterrichtszeit verbringen die Schülerinnen in der altersgemischten Flüchtlingsklasse, in der anderen Zeit nehmen sie mit ihren Alterskameradinnen am regulären Unterricht teil.

Deutsch als Schlüsselkompetenz

Die Schirmherrin des Projekts, Frau Prof. Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D., betont: „Die Flüchtlinge sind ein Segen für unser Land, wenn sie integriert sind. Dazu müssen sie sich hier zu Hause fühlen und die Werte des Grundgesetzes anerkennen.“ Als eine der Hauptaufgaben von Integration müssen die Flüchtlinge Deutsch lernen.

Täglicher Unterricht in Deutsch als Zweitsprache durch eine eigens eingestellte Fachkraft ist daher in dieser internationalen Vorbereitungsklasse zentral. Beim Spracherwerb wird ein besonderer Fokus auf die individuelle Förderung der Einzelnen gelegt, u.a. gestützt durch eine Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk und 2 Dozentinnen der Universität Bonn.

Außerschulische Projekte

Neben dem Unterricht in altersentsprechenden Regelklassen werden zudem außerunterrichtliche Projekte verschiedener Fachbereiche angeboten. Hierbei steht der lebensweltliche Bezug klar im Vordergrund, wenn es z.B. um „Sich orientieren in Bonn“ im Fach Erdkunde geht

Gegenseitige Bereicherung

Der katholische Schulseelsorger Dr. Dominik Schultheis erzählt, wie die Flüchtlinge auch zur Auseinandersetzung mit religiösen Zeichen herausfordern. „Im Gottesdienst bekamen evangelische Schülerinnen bei der Kommunionausteilung immer ein Kreuzzeichen als Segenszeichen auf die Stirn. Bei muslimischen Schülerinnen geht das natürlich nicht, ihnen lege ich als Segensgestus die Hände auf. Und im Religionsunterricht setzen wir uns mit diesen Zeichen ganz neu auseinander. Davon profitieren alle – ich persönlich auch.“

Integration von Flüchtlingen war Neuland für die Schule

Die jungen Frauen erhielten zunächst Unterricht in Deutsch als Zweitsprache, der von ehrenamtlichen Kräften wie Praktikanten und Eltern geplant und durchgeführt wurde. Darüber hinaus konnten die Mädchen von Anfang an am Unterricht in altersgleichen Klassen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 (EF) teilnehmen.

Durch großen ehrenamtlichen Einsatz wurde schon kurz nach Ankunft der Flüchtlinge ein „virtueller Kleiderschrank“ gefüllt, um die Neuankömmlinge mit Schulsachen, passender Kleidung und Hygieneartikeln zu versorgen. Außerdem organisierte die Eine-Welt-AG der Liebfrauenschule gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Gitarrenunterricht und einen Backnachmittag.

Schulabschluss als Ziel

Fest vor Augen hat die Schulleiterin Mechthild Wolber das Ziel aller Bemühungen: „Spätestens am Ende der zweijährigen Vorbereitungsklasse werden die Mädchen ihrer individuellen Entwicklung und ihrem Leistungsstand entsprechend Schülerinnen regulärer Klassen sein.“

Text: Christopher Jelen