logo
Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz (Job-Patenschaften, 2016-2023)

24.09.24, 10:47
Jennifer Stracke
Neue_Nachbarn_auch_am_Arbeitsplatz (c) Kirsten Reinhold, bikablo.com

Das Projekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ ist eine Initiative der Aktion Neue Nachbarn im Erzbistum Köln, die Geflüchtete dabei unterstützt, ihren Platz auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden. Dabei setzt das Projekt auf ehrenamtliche Jobpatenschaften, die individuell auf die Bedürfnisse und Lebenssituationen der Geflüchteten zugeschnitten sind.

Projektlaufzeit

Von Juni 2016 bis Juli 2023 konnten im Rahmen des Projekts 674 ehrenamtliche Patenschaften gebildet werden, die Geflüchteten erfolgreich bei der beruflichen Orientierung und Vermittlung geholfen haben.

Arbeit bedeutet nicht nur wirtschaftliche Sicherheit, sondern auch soziale Teilhabe, Selbstwert und langfristige Perspektiven.

Ziele des Projekts

Das Hauptziel des Projekts war es, durch ehrenamtliche Job- und Peer-Patenschaften die berufliche Integration von Geflüchteten im Erzbistum Köln zu verbessern. Dabei stehen folgende Aufgaben im Mittelpunkt:

  1. Orientierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt
    Ehrenamtliche unterstützen Geflüchtete bei der Navigation durch den komplexen Arbeitsmarkt, vermitteln Wissen über Bewerbungsprozesse und helfen bei der Suche nach passenden Stellen.
  2. Anerkennung von Abschlüssen
    Unterstützung bei der Überprüfung und Anerkennung von im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen und Abschlüssen.
  3. Individuelle Karriereplanung
    Jobpatinnen und -paten helfen Geflüchteten bei der Suche nach Arbeit, Ausbildungs- oder Studienplätzen. Dabei nutzen sie ihre eigenen beruflichen Netzwerke, die für die Integration entscheidend sind.
  4. Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    Beratung für geflüchtete Frauen, die Arbeit und Kinderbetreuung vereinbaren wollen, sowie Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf.
    Die Unterstützung erfolgt in Form von Tandems, die aufgrund von Gemeinsamkeiten zwischen Patin bzw. Pate und Geflüchteten gebildet werden. Diese Tandems schaffen eine persönliche Verbindung, die auf Vertrauen basiert und den Integrationsprozess intensiviert.

Der Peer-Ansatz

Ein innovativer Kern des Projekts war der Peer-Ansatz, bei dem Patenschaften basierend auf Gemeinsamkeiten gebildet werden, z. B. Alter, Berufserfahrung, Lebenssituation oder Geschlecht. Dadurch entsteht eine besonders enge Verbindung zwischen Patin bzw. Pate und Geflüchteten, die auf einem tiefen Verständnis für die jeweilige Lebenssituation beruht.

Beispiele für Peer-Patenschaften:

  • Azubi zu Azubi
    Auszubildende im dritten Lehrjahr unterstützen Azubis mit Fluchterfahrung bei der Orientierung im Ausbildungssystem und im Betrieb.
  • Frau zu Frau
    Frauen, die Beruf und Familie vereinen, begleiten geflüchtete Frauen beim Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.
  • Student_in zu Student_in
    Internationale Studierenden-Tandems helfen bei der Orientierung im Hochschulsystem.
  • Beruf zu Beruf
    Ehrenamtliche, deren Berufswunsch oder -feld mit dem der Geflüchteten übereinstimmt, erleichtern den Einstieg in die jeweilige Branche.
  • Geflüchteter zu Geflüchtetem
    Menschen, die selbst Fluchterfahrungen gemacht und den Berufseinstieg geschafft haben, geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen an andere Geflüchtete weiter.

Diese gezielte Auswahl der Tandempartnerinnen und -partner fördert nicht nur eine enge Zusammenarbeit, sondern sorgt auch dafür, dass Geflüchtete individuell auf ihre Bedürfnisse und Herausforderungen abgestimmt unterstützt werden.

Warum sind Jobpatenschaften notwendig?

Trotz verbesserter rechtlicher Möglichkeiten zur Arbeitsmarktintegration benötigen viele Geflüchtete intensivere und persönlichere Unterstützung, als sie von öffentlichen Stellen erhalten können.

Herausforderungen für Geflüchtete:

  1. Komplexer Arbeitsmarkt
    Viele Geflüchtete kennen die Strukturen des deutschen Arbeitsmarktes nicht und benötigen Unterstützung bei der Orientierung.
  2. Mangelnde Netzwerke
    Persönliche und berufliche Netzwerke, die für die Jobsuche entscheidend sind, fehlen häufig.
  3. Sprache und Kultur
    Sprachliche und kulturelle Unterschiede erschweren den Zugang zu Arbeit und Ausbildung.

Rolle der Ehrenamtlichen

Die ehrenamtlichen Jobpatinnen und -paten leisten durch ihre Begleitung einen wichtigen Beitrag zur Integration in den Arbeitsmarkt. Sie vermitteln nicht nur fachliches Wissen, sondern schaffen auch soziale Netzwerke und geben den Geflüchteten durch ihre persönliche Unterstützung ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit.

Lokale Unterstützung und Nachhaltigkeit

Das Projekt arbeitet eng mit den lokalen Fach- und Ortsverbänden der katholischen Kirche im Erzbistum Köln zusammen. Diese Organisationen benötigen bei der Entwicklung und Umsetzung von Patenschaftsprogrammen oft fachliche Beratung und Unterstützung, die durch eine Projektstelle beim Diözesan-Caritasverband gewährleistet wurde.

Ausblick

Das Projekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ zeigte, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist. Mit dem innovativen Peer-Ansatz wurden individuelle Potenziale gehoben und Barrieren abgebaut.

Durch die Unterstützung der lokalen katholischen Verbände und die Vernetzung mit ehrenamtlichen Jobpatinnen und -paten setzt das Projekt ein starkes Zeichen für Solidarität und Menschlichkeit. Mit dem Ziel, faire Teilhabe an guter Arbeit für alle zu ermöglichen, hat das Projekt einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Integration geleistet.

Sie interessieren sich für eine Job-Patenschaft? Hier finden Sie weiterführende Informationen.