logo
Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Katholische Gemeinden helfen Flüchtlingen

07.06.16, 08:12
  • Berichte & Videos
Thomas Schnorr
Katholische Gemeinden helfen Flüchtlingen

Rund 300 Flüchtlingshelfer aus den Gemeinden im Erzbistum Köln nahmen am Samstag am großen Gemeindeforum des Diözesanrates im Erzbistum Köln im Maternushaus teil. Thema des Tages war die Flüchtlingshilfe in den Gemeinden im Erzbistum Köln. Im November hatte Kardinal Rainer Maria Woelki die „Aktion Neue Nachbarn“ (www.aktion-neue-nachbarn.de) ins Leben gerufen. Seitdem wurden viele schon bestehende Initiativen vernetzt und gefördert und es sind in einigen Gemeinden neue Initiativen entstanden. Wie groß das Interesse an dem Engagement in der Flüchtlingshilfe ist, wurde beim Gemeindeforum deutlich.

„An diesem Tag haben wir die Sorgen und Nöte der Menschen, die oftmals durch lebensgefährliche Bedingungen geflüchtet sind, kennengelernt. Wir sind ins Gespräch gekommen über bereits bestehende Ansätze und Ideen“, erklärte Diözesanrats-Geschäftsführer Norbert Michels. Workshops zu Themen wie ‚Kinder und Jugendliche auf der Flucht‘ oder ‚Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen‘ boten dabei einen guten Dialog hin zur konkreten Hilfe. Darüber beteiligten sich Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Generalvikar Dr. Dominik Meiering, Diözesanratsvorsitzender Tim-O. Kurzbach und Caritasdirektor Dr. Frank-Johannes Hensel. Moderiert wurde der Tag von Marija Bakker vom WDR. Veranstalter des Forums waren der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln und der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln.

In seiner Ansprache prangerte Kardinal Woelki gesellschaftliche Debatten an, welche die Angst vor Überfremdung und dem Verlust von Wohlstand beförderten. Die biblisch-theologischen Herausforderungen müssten in sozialpolitischen Positionen mehr zum Tragen kommen, so der Kardinal. „Die biblischen Texte berichten uns auch darüber, dass die soziale Integration ein zentrales Element des Handelns Jesu gewesen ist. Sein Leben und Wirken ist nicht von Rückzug geprägt und seine Botschaft gilt nicht für eine geschlossene Gesellschaft. Jesus ruft uns Menschen zur Nachfolge in der Gottes- und Nächstenliebe.“

ANN-Gemeindeforum zur Flüchtlingshilfe

Kardinal Woelki plant ökumenischen Gottesdienst für Flüchtlinge

Seinen Worten will Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schon bald Nachdruck verleihen. Während des großen Flüchtlingsforums im Maternushaus kündigte er an, dass er und der Gründer der Hilfsorganisationen „Cap Anamur“ und „Grünhelme“, Rupert Neudeck, einen großen Solidaritätsgottesdienst für Flüchtlinge planen. Für die Feier am Abend des 19. Juni auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom wolle er auch den rheinischen Präses Manfred Rekowski gewinnen, sagte der Erzbischof am Samstag in Köln. Bei der Feier solle die Politik auf die vielen im Mittelmeer Ertrunkenen aufmerksam gemacht und Hilfe für die Überlebenden geweckt werden, so Woelki. Eine Kollekte solle dem Zweck dienen, Ausbildungsinitiativen in den Herkunftsländern zu unterstützen und Boote zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer zu chartern.

Tim-O. Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln betonte beim Gespräch auf der Bühne: „Kardinal Woelki legt in der Flüchtlingsfrage den Finger in die Wund unserer Gesellschaft und das ist gut so.“ Er appellierte an die Forums-Besucher: „Öffnen Sie alle ihre Pfarrheime für Flüchtlinge, das wäre die größte Willkommensinitiative, die ich mir vorstellen kann“. Auch Generalvikar Dr. Dominik Meiering sprach sich für noch mehr Engagement für Flüchtlinge aus: „Diese Veranstaltung kann nur der Anfang gewesen sein. Wir müssen das Licht von hier aus Schritt für Schritt weitertragen, damit das Feuer bei allen Menschen guten Willens entfacht wird.“

Die Aktion Neue Nachbarn

Für die „Aktion Neue Nachbarn“ hatte das Erzbistum Köln im November einen Soforthilfefonds von einer Million Euro für Initiativen der Flüchtlingshilfe in den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu dieser Summe wurde für die gesamte „Aktion Neue Nachbarn“ eine weitere Million zur Verfügung gestellt. Das Geld dient zur Finanzierung der Aktion, in deren Rahmen unter anderem Flüchtlingshilfe der Caritas und Sprachkurse der Bildungswerke ausgebaut werden sollen. Für Dr. Frank Johannes Hensel, Leiter der Aktion Neue Nachbarn, steht der Willkommensgedanke im Vordergrund: „Die erste Begegnung wird nie vergessen. Deswegen steckt im ersten Willkommen für Flüchtlinge in unseren Gemeinden, welches wir gestalten können, ein ganz großes Friedenspotential.“

Insgesamt 134 Anträge zur Förderung aus dem Soforthilfefond sind bereits beim Erzbistum Köln eingegangen. 292.000 Euro wurden schon bewilligt. Durchschnittlich wurden 4.200 Euro ausgezahlt, was zeigt, dass viele Initiativen mit einer kleinen Unterstützung vor Ort nun viel leisten können.

Bei der eingerichteten Hotline können sich ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer Rat holen. Fast 400 Anrufe gab es schon. Die Anrufer informierten sich über die Fördermöglichkeiten, boten Sachspenden oder ihre Mitarbeiter an oder wollten Wohnraum zur Verfügung stellen. Die Hotline ist weiterhin erreichbar unter Telefon 0221 1642 1212.