Köln. Kirchliche Akteure in der Flüchtlingsaufnahme und -integration aus Ländern der Europäischen Union haben sich vom 18. bis 20. September in der Region Nordrhein-Westfalen zu einem einen "Look & Learn"-Austauschbesuch getroffen. Die Treffen fanden im Rahmen des SHARE Integrationsprojekts statt und wurden vom Verein Migrafrica und der International Catholic Migration Commission (ICMC) Europe in Zusammenarbeit mit der Aktion Neue Nachbarn des Erzbistums Köln organisiert. Ziel dieser Besuche war es, Wissen über Programme zur Integration von Geflüchteten zu erhalten. Dabei stand die Aktion Neue Nachbarn im Fokus, besonders die Betrachtung der Integrationsprojekte in kleinen und eher ländlich geprägten Kommunen.
Am 19. September wurden die zehn Teilnehmenden des "Look & Learn"-Austauschbesuchs im Klarissenkloster von Mitarbeitenden des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V. empfangen. Nach einer Vorstellung des integrativen Wohnprojekts sowie der dort verankerten Caritas-Arbeit erläuterte die Flüchtlingsbeauftragte des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln, Irene Porsch, die Ziele und Elemente der Aktion Neue Nachbarn. Besonders hob sie dabei die Wichtigkeit medialer Aufmerksamkeit für das Thema der Willkommens- und Integrationskultur hervor: Aktionen und Projekte gedeihen besonders in den Kirchengemeinden und Flüchtlingsinitiativen, wenn sich die Bistumsleitung eindeutig dazu positioniert. Beeindruckt zeigten sich die Besucher über die Vielfalt der Projekte und Arbeitspakete, die in der Aktion Neue Nachbarn entstanden sind.
Schon über 340 Jobpatenschaften
Als Beispiel präsentierte Johanna Schneider vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln die Aktivitäten, um geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Neben dem Ausbau von Arbeitslosen-Beratungsstellen und der Einrichtung zusätzlicher Ausbildungs- und Arbeitsstellen in kirchlichen Einrichtungen ist das Projekt “Jobpatenschaften” besonders erfolgreich: Über 340 Patenschaften für die Begleitung bei der beruflichen Orientierung sind bereits entstanden, und in den kommenden Jahren sollen es noch mehr werden. Durch die intensive Begleitung entstehen nicht nur Ausbildungsverträge, sondern auch Freundschaften.
Abschließend stellte Klaus Hagedorn, Koordinator der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln, das humanitäre Aufnahmeprogramm „Neustart im Team“ (NesT) vor: In diesem Programm der Bundesregierung ist die Bürgerschaft dazu aufgerufen, als Gruppe von Mentoren die Aufnahme von 500 besonders schutzbedürftigen Menschen aus UNHCR-geführten Flüchtlingslagern in Deutschland zu begleiten und mit zu gestalten. Dazu gehört neben einer Integrationsbegleitung im ersten Jahr des Aufnahmeprozesses die Gestellung von geeignetem Wohnraum für zwei Jahre. Klaus Hagedorn zeigte den Gästen auf, welche Unterstützung die Mentorengruppen durch die Angebote der Aktion Neue Nachbarn erhalten können. Ebenso berichtete er von der Einrichtung eines Fonds „Sonderhilfe NesT“, aus welchem Mittel für die von den Mentoren zu leistende Zahlung der Netto-Kaltmiete beantragt werden können. Im Erzbistum Köln haben sich bislang an fünf Standorten Mentorengruppen gefunden, die sich in dem humanitären Aufnahmeprogramm engagieren möchten. Mit den ersten Einreisen wird nicht vor Ende Oktober 2019 gerechnet.
"Bürgerpark" in Unkel erhielt Integrationspreis der Hertie-Stiftung
Am Nachmittag reiste die internationale Gruppe nach Unkel. Dort wurde sie vom Engagementförderer des Seelsorgebereichs Unkel, Detlev Cosler, begrüßt. Gemeinsam mit dem Vorsteher der Verbandsgemeinde Unkel, Karsten Fehr, und engagierten Bürgerinnen und Bürgern berichteten diese über das große bürgerschaftliche Engagement der Unkeler, welches in sehr guter Kooperation mit der örtlichen Unterbringungsbehörde passiert. Dadurch konnten alle in die Verbandsgemeinde Unkel zugewiesenen Flüchtlinge in normalem Wohnraum untergebracht und zahlreiche Integrationsangebote aufgebaut werden. Aktuell hat das Projekt „Der Bürgerpark“ der Unkeler Bürgerinitiative „Gemeinsam für Vielfalt e.V.“ den Deutschen Integrationspreis der Hertie-Stiftung erhalten. Beim abschließenden Besuchs des alten Freibadgeländes stellten die Initiatoren die Idee und Ausgestaltung des zukünftigen Bürgerparks vor.
Die Akteure der Aktion Neue Nachbarn und die Teilnehmenden der ICMC-Besuchergruppe vereinbarten, weiter in Kontakt zu bleiben, um voneinander von den unterschiedlichen Erfahrungen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu lernen.