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Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Vor Militärdiktatur aus Eritrea geflohen. Wuppertal.

03.05.16, 08:12
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Thomas Schnorr

Seit einem Jahr ist der junge Mann aus Eritrea in Deutschland. Im Interview mit Lisa Jülich für "KiloWatt" erzählt er, warum er geflohen ist und wie es ihm heute in Wuppertal geht. 

Von einem Tag auf den nächsten veränderte sich das Leben des jungen Mannes aus Eritrea.Nach dem Abschluss der High-School wurde er wie alle Schulabgänger zum Militärdienst eingezogen. Oft dauert dieser lebenslang. Bei der Armee hatte er Meinungsverschiedenheiten mit den Anführern und wurde dafür zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Anschließend wollte er seine Schulausbildung beenden, musste dann aber aus familiären Gründen nach Hause. Aber die Regierung von Eritrea erlaubte ihm nicht, bei seiner Familie zu bleiben. Sie zog ihn erneut zur Armee ein.

Als der junge Mann wieder seine Familie besuchen konnte, war sein Vater zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er Menschen bei der Flucht aus Eritrea geholfen hatte. Seine fünf jüngeren Brüder waren noch nicht alt genug, um für sich selbst sorgen zu können und seine Mutter war bereits seit Jahren krank und bettlägerig. Um die Familie zu unterstützen, wollte er deshalb eine Arbeit annehmen. Doch er wurde nicht aus der Armee entlassen und geriet so erneut in Konflikt mit dem Staat. Auf Desertieren stehen Strafen in Lagern und Folter, bestätigt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Sie bezeichnet Eritrea auch als ein einziges „riesiges Gefängnis“.

Radiobeitrag Kilowatt

Er sah nur noch eine Möglichkeit: Flucht. Mit dem Bus fuhr er 400km in Richtung der Grenze zum Sudan, wo er zu Fuß weiter flüchtete. Nach sechs Monaten im Sudan setzte er seine Flucht weiter nach Libyen fort. Dazu musste er zwei Monate lang in einem überfüllten Auto die Sahara durchqueren. Er empfand das als die gefährlichste Zeit seiner Flucht:

„Die Sahara ist ein sehr harter Ort, es ist ein sehr gefährlicher Ort. Denn da gibt es keine Bäume und kein Wasser.“

Die Wasservorräte, die er mitgenommen hatte, reichten gerade einmal für drei Tage. Manchmal sah er in der Wüste tote Menschen liegen und er bekam Angst, wie es mit ihm weitergehen würde.

Aus Angst in sein Heimatland ausgeliefert zu werden, konnte er nicht in Libyen bleiben. Daher entschloss er sich, über das Mittelmeer Europa zu erreichen. Mit dem Zug kam er dann von Italien über Frankreich nach Deutschland.

Seit einem Jahr ist er nun in Deutschland und fühlt sich in Wuppertal sehr wohl. Für die Gastfreundschaft hier ist er sehr dankbar. Besonders mit den Erinnerungen an die Sahara sind für ihn heute auch Grundnahrungsmittel keine Selbstverständlichkeit. Zurück nach Eritrea kann er nicht, dort erwartet ihn Folter und Gefängnis. Jetzt möchte er schnell gut Deutsch lernen, um einen Beruf zu erlernen und Freunde zu finden.

Radio-Interview: Lisa Jülich für „KiloWatt“
Gesendet in der KiloWatt-Ausgabe vom 19. April 2015

Vor Militärdiktatur aus Eritrea geflohen. Wuppertal.

Satellitenbild: NASA