Köln. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kritisiert die weitere Einschränkung des Familiennachzugs für Flüchtlinge, einen der zentralen Punkte des neuen Asylpakets II: „Die Einengung des Rechts wird vor allem Frauen und Kin-der dazu treiben, sich ebenfalls auf den gefährlichen Fluchtweg zu machen, mit all seinen Gefahren für Leib und Leben“.
Der „Grundsatz der Einheit der Familie“ habe, so Kardinal Woelki, aus christlicher Perspektive eine hohe Bedeutung: „Prinzipiell ist bei Flüchtlingen unbedingt Rücksicht zu nehmen auf die familiären Verhältnisse.“
Familie sei häufig der Schlüssel zur Integration. „Es sind die Kinder, die sich schnell einleben – in Kitas und Schulen. Kinder bauen auch für ihre Eltern Brücken. Von Familien geht also eine große Integrationskraft aus“, so Woelki weiter. „Wir können uns nicht beschweren, dass Integration nicht gelingt, gleichzeitig Flüchtlingen aber verbie-ten, ihre Ehepartner und leiblichen Kinder nachzuholen.“
Am heutigen Freitag debattiert der Deutsche Bundestag über das Asylpaket II, das die zweijährige Aussetzung des Rechts auf Familiennachzug für Flüchtlinge mit so genanntem „subsidiärem“ – also eingeschränktem – Schutz vorsieht. Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz haben keinen Anspruch auf Flüchtlingsschutz oder Asyl nach dem Grundgesetz. Sie werden dennoch nicht abgeschoben, weil sie in ihren Heimatländern ernsthaft bedroht sind, etwa durch die Verhängung der Todesstrafe, Folter oder aufgrund bewaffneter Konflikte.