Im Frühjahr 2016 startete das Projekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“. Seitdem engagieren sich in mittlerweile sechs Regionen des Erzbistums Köln in mehr als 130 Fällen Jobpatinnen und -paten ehrenamtlich für die berufliche Integration von Flüchtlingen. Drei Ehrenamtliche aus dem Rhein-Erft-Kreis berichten hier über ihre Erfahrung.
Der 28-jährige Girgis hatte in Syrien in der Petrochemie gearbeitet. „Wir trafen uns ein paar Mal, und ich versuchte, seine beruflichen Perspektiven und Wünsche zu verstehen und ihn natürlich auch mit der deutschen Bildungs- und Berufswirklichkeit zu konfrontieren“, sagt Heribert Siek. Das Ziel: Eine Anerkennung der beruflichen Qualifikation, die Girgis in Syrien erworben hatte. Denn das ist Voraussetzung, um in der chemischen Industrie eine Anstellung als Facharbeiter zu finden und damit ein unabhängiges Leben führen zu können.
Bis dieses Ziel erreicht war, gab es Gespräche mit der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, dem Jobcenter und der Arbeitsagentur sowie mit den Mitarbeitern in den entsprechenden Sprach- und Integrationskursen. Mit Erfolg: „2017 hat Girgis ein Programm begonnen, die nach einem Jahr wahrscheinlich zu einer festen Arbeitsstelle mit tariflicher Bezahlung in der chemischen Industrie führen wird“, so Siek.
Seit Mitte 2016 ist Konstanze Nolte als Jobpatin tätig – und hilft gleich sechs Flüchtlingen beim Start ins Berufsleben. Samira* beginnt bald eine Ausbildung in der Altenpflege. Tarek* hat einen Ausbildungsplatz in der Event-Gastronomie sicher. George*, der in seiner Heimat als Kfz-Mechaniker gearbeitet hat, bekam einen Aushilfsjob in einer Autowerkstatt. Radi* ist auf der Suche nach einem Praktikum im Bereich Agrarwissenschaft und auch Leyla* hat gute Chancen, über ein Praktikum wieder in ihrem erlernten Berufsfeld Zahnmedizin Fuß zu fassen.
Mit jeder und jedem von ihnen hat Konstanze Nolte Pläne entwickelt und sich dann auf die Suche gemacht. So entsteht auch für Ilias* gerade eine Perspektive, die passen könnte. Ilias hat in Syrien als Sportlehrer gearbeitet und musste mit seinen drei Kindern nach Deutschland fliehen. Das Jobcenter bot ihm jedoch nur eine neue Ausbildung an, die nicht in Einklang mit dem Lebensalltag des jungen Familienvaters zu bringen gewesen wäre. Seine Jobpatin vermittelte den Sportlehrer deshalb in einen Kurs, in dem der Flüchtling einen Übungsleiterschein machen kann. Mit diesem Schein hätte er dann die Möglichkeit, in Sportvereinen und Grundschulen Sport- und Schwimmunterricht zu geben.
„Der Vorteil einer Jobpatenschaft ist“, so Konstanze Nolte, „dass man dort die Menschen, mit denen sie zu tun haben, gut kennen. Sie wissen mehr, als die Sachbearbeiter in den Jobcentern. Wir können nachfragen, gezielt helfen und manchmal auch um die Ecke denken“.
Es habe nicht lange gedauert, berichtet Rainer Vossnacke, bis Rebea K. wusste, was sie wollte: einen Job im Sozial- oder Gesundheitswesen. Weil sie drei schulpflichtige Kinder hat, war ein Vollzeitjob unmöglich.
Rainer Vossnacke schickte zahlreiche Mails an Schulen, Kindertagesstätten, Altenheime und Apotheken. Nur einer der Angeschriebenen antwortete – und bot einen Job im Toilettenservice. „Das war ernüchternd“, so Vossnacke.
Doch die beiden ließen sich nicht entmutigen und schrieben Senioren- und Altenpflegeheime in der weiteren Umgebung an. Neben einer Liste mit Einrichtungen erhielten sie so endlich auch einen Termin für ein Bewerbungsgespräch. Das ließ hoffen.
Rebea K. fuhr in die Alloheim Senioren-Residenz Frechen. Im Vorstellungsgespräch ging es zunächst um die Möglichkeiten einer Ausbildung, die die junge Mutter wegen der Betreuung ihrer Kinder zurzeit aber nicht absolvieren kann. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellte sich dann heraus, dass es in der Einrichtung immer wieder auch personellen Bedarf für leichtere Tätigkeiten gibt, die nach einer kürzeren Qualifizierung oder der Teilnahme an einem Lehrgang ausgeübt werden können. Diesen Weg möchte Rebea K. nun einschlagen und bleibt in Kontakt mit dem Alloheim in Frechen.
* Namen geändert