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Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln

Flüchtlingen eine Stimme geben - St. Agnes Köln

09.08.16, 08:12
  • Berichte & Videos
Thomas Schnorr
Flüchtlingen eine Stimme geben – St. Agnes Köln

Schon von weitem sieht man die bunten Plakatwände, die rund um die Kirche St. Agnes im Kölner Agnesviertel stehen. Mit ganz unterschiedlichen graphischen Darstellungen erzählen sie persönliche Geschichten über Flucht, Asyl und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. 17 Ehrenamtliche der Gemeinde Sankt Agnes haben die Plakataktion namens „ourStories“ ins Leben gerufen, Flüchtlinge befragt und daraus Skizzen erstellt.

„In der öffentlichen Diskussion wird viel von Problemen, Flüchtlingsstrom und Flüchtlingsflut gesprochen. Wir wollen den einzelnen Menschen, die herkommen eine Stimme geben“, erklärt Pastoralreferent Peter Otten die Motivation hinter dem Projekt. Sieben Plakate erzählen sieben unterschiedliche Geschichten. Die älteste Fluchtgeschichte kommt von Frederike Noers, die 1945 mit ihrer Familie aus Pommern flüchten musste. Aus ihrer eigenen Biographie nimmt sie die Motivation, sich auch heute für jene Menschen, die zu uns kommen, einzusetzen. Ihre Erfahrungen als Flüchtling hat sie bereitwillig geteilt, sodass die Freiwilligen von St. Agnes ein Plakat daraus fertigen konnten.

Sf. Agnes Köln:

Das Konzept der graphischen Darstellung auf Plakaten stammt von Martin Haussmann. Im normalen Leben ist er im Bereich Fortbildungen tätig, bei St. Agnes hat er sein Konzept nun an Ehrenamtliche vermittelt. Innerhalb einer Woche haben diese die Geschichten der Flüchtlinge auf die Plakatwände gebracht. Um das zu schaffen, war eine aufwendige Vorarbeit nötig. „Bevor wir die Flüchtlinge befragen konnten, mussten wir ein Vertrauensverhältnis aufbauen“, erzählt Peter Otten über den Arbeitsprozess. „Wir waren für die Flüchtlinge Zuhörer, keine Journalisten“, so Graphiker Martin Haussmann. „Die Flüchtlinge haben das erzählt, was sie preisgeben wollten. Dabei sind natürlich Lücken geblieben.“ Aus den Erzählungen sind Skizzen entstanden, später dann die Bilder und Texte, die jetzt auf den Plakatwänden zu sehen sind.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sieben große Plakate, die Biographien graphisch darstellen, und ein Eröffnungsplakat mit Impulsen zu dem Thema, zieren nun das Agnesviertel. Jedes Plakat deckt unterschiedliche Themen ab. Ein Plakat erzählt beispielsweise die Flucht eines jungen Afghanen. Er wagte die gefährliche Flucht über das Mittelmeer. Drei Boote starteten gleichzeitig, nur seins kam in Italien an. Die Schreie der ertrinkenden Flüchtlinge sind ihm noch heute im Gedächtnis. Auch Wünsche und Hoffnungen sind Themen der Plakate. Ein albanischer Flüchtling träumt von einem Job in Deutschland, eine junge nigerianische Mutter möchte Krankenschwester werden.

Alle Plakate haben eins gemeinsam. Sie geben den Flüchtlingen Stimmen, visualisieren ihre Biographien. Zwei Wochen werden sie am Neusser Platz zu sehen sein und es gibt schon Ideen die Motive weiterzuverwenden. „Postkarten oder A1 Poster könnten für andere Gemeinden und Initiativen interessant sein“, so Peter Otten.

Begleitend zur Aktion gibt es einen Blog mit Texten und Fotos hier: ourstoriescologne.tumblr.com

Text: Mareike Thieben